Krebs durch Dieselkraftfahrzeuge

Ärzte Zeitung, 19.09.2002:

Ultrafeiner Staub schädigt Lunge mehr als gedacht

2,5 Mikrometer-Teilchen hemmen Immunabwehr in den Bronchien / Quellen sind Dieselruß, Heizöl und Reifenabrieb

STOCKHOLM (nsi). Staub in der Luft kann Atemwegserkrankungen hervorrufen oder verschlimmern. Bislang galt die Aufmerksamkeit dabei Teilchen mit einem Durchmesser von etwa zehn Mikrometern. Neuen Daten zufolge sind die größten Übeltäter aber die maximal 2,5 Mikrometer großen Teilchen, etwa aus Dieselruß, Heizöl und Reifenabrieb.

Die Daten sind jetzt beim Jahreskongreß der European Respiratory Society in Stockholm präsentiert worden. Sie belegen: Die kleinen Partikel verstärken die Symptome von Asthmatikern, schwächen die Fähigkeit alveolärer Makrophagen, die Atemwege von Mikroben oder Staub zu befreien, und sie reduzieren die Menge antioxidativ wirkender Biomoleküle in der Bronchialschleimhaut.

Partikel, die nur 2,5 Mikrometer groß sind (PM 2,5), schädigen die Atemwege in geringeren Konzentrationen als zehn Mikrometer große Teilchen (PM 10).

Dr. Bertil Forsberg von der Universität Umea in Schweden hat 24 Asthmatiker zehn Wochen lang ein standardisiertes Beschwerdetagebuch führen lassen. Darin mußten sie unter anderem angeben, wie häufig ihre Akutbeschwerden so stark waren, daß sie kurz wirksame Beta-Mimetika brauchten. Forsberg und seine Kollegen fanden bereits eine statistisch signifikante Korrelation starker Akutbeschwerden mit Staub in der Umwelt, wenn die Konzentrationen von PM 2,5 drei bis 18 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft betrugen. Vergleichbare Mengen von PM 10 waren nicht mit Asthma korreliert. "Es sind die sehr kleinen Partikel, die unseren Patienten zu schaffen machen", so Forsberg.

Dr. Margot Lundberg aus Stockholm hat herausgefunden, daß alveoläre Makrophagen gesunder Probanden Mikroben und Silikatpartikel schlechter phagozytierten, wenn sie zuvor mit PM- 2,5-Kohlepartikeln Kontakt gehabt hatten. Ihr Schluß: Länger andauernde PM-2,5-Exposition könnte das Infektions-Risiko erhöhen .

Nach den Erkenntnissen einer Arbeitsgruppe um Professor Frank Kelly aus London senken kleine Staubpartikel die Menge von Ascorbat und reduziertem Glutathion in der Bronchialmukosa. Diese Antioxidantien aber beugen Zellschäden vor.

Die Mengen von PM 2,5 in der Luft variieren stark von Stadt zu Stadt, aber auch innerhalb einer Stadt in Abhängigkeit von Jahreszeit und Verkehr. Die jahres- und tageszeitliche Variabilität berücksichtigten Dr. Marianne Hazenkamp und Nino Künzli aus Basel und fanden die höchsten Konzentrationen an PM 2,5 in norditalienischen Großstädten wie Turin und Verona und die geringsten Mengen auf Island und in Schweden. Deutschland liegt im Mittelfeld. Möglicherweise werden die routinemäßigen Bestimmungen von PM 10 künftig durch Messungen von PM 2,5 abgelöst, hieß es in Stockholm.

(Quelle: http://www.aerztezeitung.de/docs/2002/09/19/168a0401.asp)



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