Krebs durch Dieselkraftfahrzeuge

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Bio-Diesel – keine saubere Alternative

Der Einsatz von sogenanntem „Bio-Diesel“ (Rapsölmethylester RME) an Stelle von normalem Mineralöl-Diesel löst nicht die mit dem Dieselantrieb zusammenhängenden Probleme. Die „sehr geringe“ (Umweltbundesamt Presseinformation Nr.01/00) Einsparung an CO2-Emissionen rechtfertigt jedenfalls nicht, diese Kraftstoffart als „ökologische Lösung“ anzusehen. Weder stehen auch nur ansatzweise relevante Mengen zur Verfügung (ca. 5 % des Dieselkraftstoffes könnten durch heimisches RME ersetzt werden), noch bietet die Verwendung von RME anstelle von Diesel große Vorzüge hinsichtlich der Emissionen.

Das Hauptproblem der Diesel-Emissionen, das hohe Krebsrisiko, wird durch „Bio-Diesel“ nicht wesentlich gemindert. Zwar werden durch RME im Vergleich zu Mineralöldiesel die Emissionen an Partikeln verringert, doch der Gehalt an schädlichen Partikeln bleibt vergleichbar mit Mineralöl-Diesel. Auch die Emission anderer relevanter Diesel-Schadstoffe, wie zum Beispiel Nox, ist bei RME eher höher. Die CO2–Bilanz ist nicht, wie von Befürwortern immer wieder behauptet, „neutral“ oder „klimaneutral“, sondern liegt laut einer Studie zu den Ressourcen- und Emissionsbilanzen für das UBA zwischen 30 und 80 Prozent unter normalem Diesel, je nach Nutzung der anderen Beiprodukte wie Rapsschrot und Glycerin..

Zu befürworten ist dagegen der Einsatz von Pflanzenöl- Kraft- und Schmierstoffen in der Land- und Forstwirtschaft sowie in der Binnenschifffahrt, wo es um die Vermeidung der toxischen Auswirkungen direkter Verunreinigungen mit (auslaufendem etc.) Dieselöl geht.

Völlig unberücksichtigt bei der gesamten Diskussion um „Bio-Diesel“ bleibt bedauerlicherweise meist die ethisch moralische Frage, ob die Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen für Nahrungsmittel vor dem Hintergrund weltweit schrumpfender Anbauflächen für die Herstellung von Autokraftstoffen vertretbar ist. Wir glauben, dass diese Frage verneint werden muß.

"Bio-"Diesel: Autoantrieb auf Kosten von Nahrungsmitteln

Völlig unberücksichtigt bei der gesamten Diskussion um "Bio- Diesel" bleibt bedauerlicherweise meist die ethisch moralische Frage, ob die Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen für Nahrungsmittel vor dem Hintergrund weltweit schrumpfender Anbauflächen für die Herstellung von Autokraftstoffen vertretbar ist. Wir glauben, dass diese Frage verneint werden muß.

Der Ertrag eines Hektars (ha) Ackerland pro Jahr beläuft sich - bei konventionellem Anbau - auf ca 3,5 Tonnen Raps, daraus werden 1,07 Tonnen Biosprit. Das entspricht einem Diesel-Äquivalent von einer Tonne Diesel oder 1150 Litern. Der Ertrag kann aber nur (Fruchtfolge!) jedes vierte Jahr (Quelle: Landwirtschaftskammer Hannover) erzielt werden, sodass sich der langfristige Ertrag pro Fläche auf ein Viertel reduziert. Das heißt, auf einer insgesamt zur Verfügung stehenden landwirtschaftlichen Fläche werden pro ha im Mittel 0,88 Tonnen Raps (oder ca. 288 Liter Diesel-Äquivalent) erwirtschaftet, wenn die gleiche Fläche im Wechsel der Fruchtfolge dreijährig mit anderen Pflanzen bebaut wird.

Auf die für Deutschland und die hier zur Verfügung stehenden Anbauflächen bezogen heißt das: Unter der (rein hypothetischen) Annahme, dass von den insgesamt 12 Millionen ha Anbaufläche (das entspricht etwa einem Drittel der Fläche des Landes) die Hälfte zum Anbau von Raps herangezogen wird sowie unter Einhaltung der vierjährigen Fruchtfolge ergäbe dies einen Ertrag von 5,25 Millionen Tonnen Raps oder 1,5 Milliarden Liter Diesel. In Deutschland werden jährlich 28,9 Millionen Tonnen Diesel in Kraftfahrzeugen verbraucht und etwa die gleiche Menge Benzin (28,8 Millionen Tonnen/Quelle: Mineralölwirtschaftsverband) Dies entspräche also rund fünf Prozent des Dieselmarktes, etwa 2,5 Prozent des Kraftstoffmarktes (Straßenfahrzeuge inkl. Benzin), oder ein Prozent des Mineralölmarktes.

Es ist zu fragen, welche Erträge für Nahrungsmittelproduktion auf jeweils gleicher Fläche möglich sind. Die gleiche Fläche (ein ha) Ackerland, die, ohne Berücksichtigung der Fruchtfolge, 1150 Liter Diesel (Äquivalent) oder 14250 Fahrkilometer (bei 8 Liter Verbrauch auf 100) hergibt, trägt pro Jahr - bei konventionellem Anbau - 6,8 Tonnen Weizen oder 41 Tonnen Kartoffeln. (Bei extensivem Anbau reduziert sich der Ertrag auf circa 2/3 dieser Werte. Die Ertragsmenge an Raps muß für extensiven Anbau ebenfalls entsprechend verringert werden, darüber liegen aber keine Zahlen vor, deshalb werden hier nur Zahlen aus konventionellem Anbau miteinander verglichen)

Aus 6,8 Tonnen Weizen werden rund 8,5 Tonnen Brot, die etwa 20.400.000 kcal enthalten. Ein Mensch benötigt (Faustformel Körpergewicht x 20) täglich etwa 2000 Kilokalorien (kcal; schwankt je nach Geschlecht, Alter, Gewicht, Tätigkeit zwischen ca. 1400 und 3000 kcal) bzw. jährlich 730.000 kcal. In Broteinheiten sind dies 850 Gramm Brot pro Mensch und Tag. Die 8,5 Tonnen Brot (also 8500 Brote jährlich, oder 23 Brote täglich) machen demnach 28 Menschen satt.


Fazit: Ein Hektar Ackerland ergibt, ohne Berücksichtigung der Fruchtfolge, 1150 Liter Diesel (Äquivalent), mit denen ein PKW etwa 14.250 Kilometer fahren kann oder Nahrungsmittel für 28 Menschen (bei Getreide. Bei Kartoffeln ist der Ertrag in Tonnen und auch in Kalorien erheblich höher). "Bio" - Treibstoff" zu fahren bedeutet, die Nahrungsmittelproduktion für 28 Menschen entziehen.


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Anmerkung: Diese Rechnung kann nur einen groben Näherungswert darstellen. Sie schwankt erheblich, u.a. je nach zugrunde gelegtem Kalorienbedarf, dem tatsächlichen Anbau - zum Beispiel ist hier keine Nutztierhaltung berücksichtigt - und anderen Faktoren. Sie zeigt aber die Größenordnung, in der sich der Verbrauch angeblich "nachhaltiger" Treibstoffe unter heutigen Vorzeichen auf die Ernährungssituation insgesamt auswirkt.



(Gefunden auf der Web-Site von Greenpeace)



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