DIE WELT, 20.11. 2002:
Bio-Diesel
setzt deutlich mehr Krebs erregende Stoffe frei
Schwedische
Studie mit alarmierenden Zahlen
Stockholm
- Nicht alles, was die populäre Vorsilbe "Bio" trägt,
muss auch wirklich besser oder gesünder sein. Eine neue Studie
schwedischer Wissenschaftler bescheinigt dem aus Raps gewonnenen, so
genannten Biodiesel nicht gerade gute Umwelteigenschaften. Demnach
werden bei der Verbrennung von Rapsöl bis zu zehn Mal mehr Krebs
erregende Schadstoffe freigesetzt als bei herkömmlichem Diesel.
Dabei handelt es sich um verschiedene Kohlenwasserstoffverbindungen:
ringförmige Benzolmoleküle, Äthylkohlenwasserstoff
sowie Diolefine.
"Wenn es um alternative Kraftstoffe geht, verteidigen viele Leute die Vorteile, übersehen aber die Nachteile", meint Professor Jim Ollson von der Technischen Universität Chalmer in Gothenburg, der die Untersuchungen leitete. "Und ich denke, dies hier sind Nachteile, die übersehen wurden."
Der auch unter der Bezeichnung RME (Raps-Methylester) bekannte Pflanzendiesel gilt bislang als umweltfreundlicher Ersatz für Diesel aus Mineralöl. Er kann von vielen modernen Selbstzündern ohne spezielle Umrüstung getankt werden. Bisher wurde stillschweigend davon ausgegangen, dass Fahrzeuge mit Biodiesel deutlich weniger umweltgefährdende Stoffe ausstoßen als beim Betrieb mit herkömmlichem Diesel.
In der Untersuchung an der Universität Chalmer verbrannten die Wissenschaftler Biodiesel nach eigenen Angaben unter genau den Bedingungen, wie sie in den Automotoren herrschen, und verglichen dann die dabei freigesetzten Emissionen mit jenen, die bei der Verbrennung von Mineralöldiesel hoher Güte entstehen. Der Studie zufolge haben die bei der Verbrennung von Biodiesel entstehenden Substanzen überdies ein "stark Ozon bildendes Potenzial" und fördern die Bildung "organischen Smogs".
Nach Angaben der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) ist die Nachfrage nach Biodiesel in Deutschland in den vergangenen Monaten wegen der stark gestiegenen Dieselpreise drastisch gestiegen. Für dieses Jahr rechnet der Verband mit einer Biodieselproduktion von mindestens 460 000 Tonnen. DW
(Gefunden: http://www.welt.de/daten/2001/01/18/0118wges216377.htx)