Gefährliche Stinker

Dieselabgase verursachen Entzündungen in den Bronchien

 Medizin. - Dieselabgase stinken nicht nur, sondern sind offenbar weit
 gefährlicher als bisher vermutet. Eine schwedische Studie entdeckte
 erstmals auch bei Menschen, daß die "Hinterlassenschaften" der
 Dieselaggregate Entzündungen in Lunge und Bronchien hervorrufen. Die
 Forscher stellten die Untersuchung auf der Tagung der Europäischen
 Respiratorischen Gesellschaft in Genf vor.
 
 "In den Untersuchungen haben wir entzündliche Reaktionen beim
 Menschen gefunden, von denen man vorher nichts wußte", so Ragnberth
 Helleday, Arzt am Universitätsklinikum im mittelschwedischen Umea.
 Die Ärzte konnten den gesamten Verlauf einer Entzündung in den
 Bronchien verfolgen. "Zunächst werden Adhäsionsmoleküle
 ausgeschüttet, die die weißen Blutzellen auf die Belastung aufmerksam
 machen. Dann treten vermehrt Mastzellen des Immunsystems in das
 Atemwegsgewebe über", erläutert Helleday, "Wir sehen auch, daß diese
 Immunzellen ihre Aktivität steigern."
 
 An der Untersuchung nahmen 15 freiwillige Versuchspersonen teil. Sie
 mußten sich in einer Untersuchungskammer auf dem Fahrradtrainer
 abstrampeln, während verdünnte Dieselabgase in die Kammer geleitet
 werden. Nach einer Stunde waren die Teilnehmer vom Dieselgestank
 erlöst, mußten sich allerdings noch einer Biopsie unterziehen. Die
 Ärzte entnahmen ihnen Bronchialgewebe.
 
Die schwedischen Ärzte ziehen jetzt weitreichende Konsequenzen aus
 ihren Versuchen: "Wir glauben, daß Dieselabgase gefährlicher sind als
 vermutet", so Helleday. Denn die Abgaskonzentrationen, die die
 Entzündungen auslösten, seien mitunter auch in unserer Umwelt
 anzutreffen. So etwa in Parkhäusern oder Garagen, auf
 Güterumschlagplätzen und manchmal auch an vielbefahrenen Straßen.
 Weitergehende Versuche, bei denen die Ärzte großstadttypische
 Abgascocktails in die Versuchskammer bliesen, sollen nach Helledays
 Worten bereits gezeigt haben, daß auch dann die Atemwege gereizt
 werden.

 [Quelle: Volker Mrasek, Ragnberth Helleday]
 Deutschlandfunk, Newsletter, 24.09.1998



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