Im Frühjahr 1997 wurde im Umweltbundesamt ein "Forschungsbegleitkreis Dieselmotoremissionen" gebildet, dem Mitarbeiter des Umweltbundesamtes und externe Sachverständige (Toxikologen, Epidemiologen und Arbeitsmediziner aus dem Universitäten Bereich und der Automobilindustrie) angehörten. In den vergangenen zwei Jahren hat der Arbeitskreis u.a. die Durchführung eines Risikovergleichs zwischen Diesel- und Ottomotoremissionen hinsichtlich ihrer kanzerogenen und nichtkanzerogenen Wirkung initiiert. Er hat die Studie, die das Fraunhofer Institut für Toxikologie und Aerosolforschung in Hannover erarbeitet hat, begleitet und war beratend tätig.
Aus dem Abschlußbericht des Forschungsvorhabens1 ergibt sich, daß die Abgase älterer Diesel-Pkw das mit Abstand höchste kanzerogene, d.h. krebserzeugende Wirkpotential aufweisen. Es ist annähernd um das Zehnfache höher als bei Ottomotoren ohne Katalysator. Die technischen Entwicklungen der letzten Jahre haben aber erfreulicherweise dazu geführt, daß die Krebsrisiken von Kfz-Emissionen insgesamt drastisch gesenkt werden konnten.
Die krebserzeugende Wirkung der Dieselmotorabgase ist fast ausschließlich auf die emittierten Partikel zurückzuführen. Mit der Umsetzung weiterer Abgasminderungsstufen, verbunden mit einer weiteren Minimierung der Partikelemissionen, wird die krebserzeugende Wirkung drastisch sinken. Setzt man die krebserzeugende Potenz der Emissionen eines Diesel-Pkw der 80er Jahre mit 100 Prozent an, so wird das Risiko durch bereits erfolgte und noch folgende Abgasminderungsstufen bei Pkw auf nur noch 11 Prozent sinken. Die Einführung von Partikelfiltern würde eine Minderung des kanzerogenen Potentials auf letztlich nur noch 1,4 Prozent der Ausgangssituation bringen.
Auch die Abgase von Ottomotoren enthalten krebsauslösende Schadstoffe. Im Vordergrund der krebserzeugenden Wirkung stehen hier Benzol und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAH). Durch den Einsatz von Katalysatoren werden diese Schadstoffe etwa in gleichem Umfang wie die Gesamtkohlenwasserstoffe reduziert, d.h. bis zu über 90 Prozent.
Der Vergleich zwischen Dieselmotor und Ottomotor zeigt: Die krebserzeugende Potenz der Ottomotoremissionen liegt sowohl bei EURO 2, 3 als auch 4 um mindestens den Faktor 10 niedriger als bei vergleichbaren Diesel-Pkw. Erst die Einführung der Partikelfilter läßt die Partikelemission pro gefahrenem Kilometer und damit die kanzerogene Wirkung auf ein vergleichbar niedriges Niveau von Ottomotoren sinken.
1 Mangelsdorf I., Aufderheide M., Boehncke A., Melber
C., Rosner G. (Frauenhofer Institut für Toxikologie und
Aerosolforschung, Hannover), Höpfner U., Borken J., Patyk A.
(Institut für Energie- und Umweltforschung, Heidelberg), Pott
F., Roller M. (Medizinisches Institut für Umwelthygiene,
Düsseldorf), Schneider K., Voß JU (Forschungs- und
Beratungsinstitut Gefahrstoffe, Freiburg): Durchführung eines
Risikovergleiches zwischen Dieselmotoremissionen und
Ottomotoremissionen hinsichtlich ihrer konzerogenen und
nicht-kanzerogenen Wirkung. In: UBA-Berichte 02/99; Erich Schmidt
Verlag Berlin, ISBN 3-503-04862-6. Die Studie kann im Buchhandel zum
Preis von 76,- DM bezogen werden.